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Interview mit Alice Pantermüller

Veröffentlicht am 09.12.2014

Die Kinderbuchautorin Alice Pantermüller, bekannt durch die „Bendix Brodersen“ Bücher sowie durch die Reihen „Mein Lotta-Leben“ und „Superhelden“, gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen.

Alice PantermüllerAlice PantermüllerKürzlich haben wir uns über die Prosaschmiede Celle kennengelernt. In dieser Schreibgruppe warst du zu der Zeit aktiv, als du dein Manuskript „Insel der Dinosaurier“ geschrieben hast (das aber nie in der Prosaschmiede besprochen wurde), mit dem du später einen Wettbewerb beim Arena-Verlag gewonnen hast. Dass daraus das erste Bendix-Brodersen Buch entstehen würde, hast du da sicher noch nicht geahnt, und bestimmt hat es sich toll angefühlt, dein erstes eigenes Buch in Händen zu halten.
Ist es heute, nachdem du viele weitere Bücher veröffentlicht hast, immer noch etwas Besonderes für dich?

Ich habe diese Geschichte vor ein paar Jahren eigentlich nur für meine beiden Söhne geschrieben. Damals waren die Jungs noch in der Grundschule und große Dinosaurierfans. Und immer, wenn wieder ein Kapitel fertig war, habe ich es ihnen am PC vorgelesen.Dadurch, dass ich mit genau dieser Geschichte den Wettbewerb gewonnen habe, ist sie immer noch etwas ganz besonderes für mich. „Bendix Brodersen“ ist noch immer irgendwie mein Lieblingsbuch.

Heute ist es nicht mehr ganz so spannend wie am Anfang, wenn ein neues Buch erscheint. Trotzdem freue ich mich natürlich noch immer sehr, wenn aus einer Geschichte, die mir am Herzen liegt, ein richtiges, schönes Buch geworden ist.

Kinder sind die ehrlichsten Leser, die ich kenne. Was ist dein Rezept, sie zu begeistern?

Oh ja, Kinder sind ehrlich – das merkt man ganz besonders, wenn man ihnen vorliest! Daher ist es wichtig, ebenfalls ehrlich zu sein. Ihnen nichts vorzumachen, nicht mit pädagogisch erhobenem Zeigefinger zu kommen oder sich anbiedern zu wollen. Ich denke, wer für Kinder schreibt, sollte dazu in der Lage sein, sich auf ihre Augenhöhe zu begeben. Nur so bekommt man mit, was sie witzig finden und was sie anrührt und begeistert.

Woher bekommst du deine Themen? Was inspiriert dich?

Jetzt muss ich wahrscheinlich ein paar Illusionen zerstören, aber jedes neue Buch wird erst einmal mit dem Verlag abgesprochen. Bei Lotta geht das sogar so weit, dass ich mich inzwischen frage: Welches Thema hatte ich eigentlich noch nicht? Immerhin habe ich gerade den 8. Band beendet.
Wenn ich mich dann mit der Lektorin auf eine Grundidee geeinigt habe, schreibe ich ein Exposé, das auch noch einmal mit mehr oder weniger Anmerkungen versehen wird. Dafür sammle ich vorher alles an Ideen, was mir zu dem Thema in den Kopf kommt.
Erst, wenn das Grundgerüst steht, fange ich an zu schreiben. Dabei halte ich mich natürlich an das Exposé, aber zum Glück fallen mir im Prozess des Schreibens all die vielen kleinen Begebenheiten und skurrilen Absonderlichkeiten ein, die etwa aus Lotta eben nur Lotta machen und niemanden anders.

Hast du bestimmte Schreibrituale?

Ich arbeite in der Regel nur vormittags, wenn meine Familie aus dem Haus ist, und zwar in Gegenwart einer Kanne Tee und einer Kanne Smoothie (die ich jeden Morgen aus frischem Obst mache). Ansonsten kann ich nicht wirklich von Ritualen sprechen.

Welche deiner Romanfiguren ist dir am meisten ans Herz gewachsen?

Tja, das ist wohl zum einen Bendix Brodersen, aber auch Lotta, die ich mittlerweile in- und auswendig kenne.

Wenn du mit einer neuen Idee schwanger gehst, sind dann zuerst die Figuren da oder der Plot?

Schwer zu beantworten. Ganz am Anfang steht auf jeden Fall eine Idee, vielleicht nur ein Schlagwort (häufig eine Idee des Verlags …), z.B. „Vermittlungsagentur für magische Tiere“ oder „Superhelden“ oder „Frosch“. Figuren und Plot entwickeln sich dann gemeinsam, würde ich sagen. Wenn eine Figur entsteht, entsteht ja auch gleichzeitig ihre Umwelt und die Dinge, die sie erleben könnte … umgekehrt kann sich kein Plot entwickeln, der nicht schon von glaubwürdigen Figuren bevölkert wird. Finde ich.

Wie detailliert entwickelst du vor dem Schreiben den Plot?

Ich schreibe ein Exposé, das ich bereits in Kapitel einteile. Nur so komme ich anschließend mit den mir zur Verfügung stehenden Seiten klar und schreibe nicht viel zu viel … Meine Exposés sind immer detailliert genug, dass ich auch nach einer Pause (z.B. aufgrund von Lesereisen) sofort wieder in die Geschichte finde. Andererseits sind sie so grob, dass noch genug Raum bleibt für all die kleinen Ideen, die erst während des Schreibens kommen.

Besonders in den Lotta-Büchern gibt es ja sehr viele Illustrationen, die teilweise direkt in den Text einfließen. Wie eng arbeitest du mit der Illustratorin zusammen?

Wenn man es genau nimmt, arbeite ich gar nicht mit ihr zusammen. Ich bin aber froh, immer wieder zu hören, dass die Bücher den Eindruck machen, „wie aus einem Guss“ zu sein.
Ich schreibe zunächst den Text und wenn der durchs Lektorat gegangen und abgesegnet ist, bekommt Daniela Kohl ihn.
Sie setzt den Text, teilt ihn auf die ihr zur Verfügung stehenden Seiten auf und lässt Lücken für die Zeichnungen. Und dann zeichnet sie, wobei sie ja auch meinen Text, z.B. in Form von Sprechblasen, in ihre Illus mit einbezieht. Und das macht sie so klasse, dass ich immer von unserer guten Zusammenarbeit schwärme … auch wenn wir, wie gesagt, eigentlich gar nicht wirklich zusammenarbeiten.
Immer, wenn sie wieder so zehn bis zwanzig Seiten fertig gezeichnet hat, schickt sie sie an die Lektorin und an mich. Und ich freue mich einfach nur darüber, denn es passiert so gut wie nie, dass ich doch noch irgendeinen Änderungswunsch habe.

Wieviel Einfluss hat der Verlag bzw. Lektor auf das fertige Buch? Kommt es manchmal vor, dass das Endprodukt anders wird als du zuerst dachtest?

Durch die Vorarbeit wird an meinem Manuskript inhaltlich in der Regel kaum noch etwas geändert. Da ich zumeist auch an der Wahl des Illustrators und des Titels beteiligt werde, kommt es nur höchst selten zu Überraschungen beim Endprodukt. Auch wenn der Verlag letztlich das letzte Wort bei der Wahl des Illustrators und des Titels hat, bin ich zumindest immer informiert und weiß schon vorher, wie das Buch heißen und aussehen wird.

Deine Bücher sind inzwischen auch als Hörbuch erhältlich. Durftest du die Sprecher mit aussuchen? Und: Kriegst du die Stimmen jetzt noch aus dem Kopf, wenn du neue Bücher der Serien schreibst?

Nein, mit der Auswahl der Sprecher habe ich gar nichts zu tun! Und ihre Namen erfahre ich in der Regel erst kurz vor Erscheinen des Hörbuchs.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich meine Hörbücher selbst nur recht sporadisch höre. Teilweise höre ich nur kurz rein … Ich bin aber ohnehin niemand, der gern Hörbücher hört. Daher habe ich auch mit den Stimmen keine Probleme. Die einzige Ausnahme ist vielleicht Cheyenne, die beste Freundin von Lotta. Sie wird von einer erwachsenen Frau gesprochen, die ihre Stimme verstellt. Das hat mich am Anfang sehr gestört. Aber mittlerweile merke ich, dass ich Cheyenne in Lesungen selbst ein bisschen so spreche …

Worüber würdest du gerne einmal schreiben, hattest aber bisher nicht die Gelegenheit?

Ich würde gern ein Buch schreiben über einen (kleinen) Jungen, der zwischen seinen Brüdern lebt – als Mädchen. Er fühlt sich wie ein Mädchen, kleidet sich auch so und trägt lange Haare. Er hat Freundinnen und „Mädchenhobbys“. Er führt ein stinknormales Mädchenleben, fühlt sich wohl in seiner Haut … und nur ab und zu kommt es zu kleinen Störungen von außen.
Aber die Idee ist natürlich nicht so ganz Mainstream, wie es die meisten Publikumsverlage gern hätten. ;)

Was würdest du Schreib-Neulingen mit auf den Weg geben, wenn es darum geht, einen Verlag zu finden?

Nicht aus Verzweiflung einen DKZV zu wählen, weil es vielleicht über Jahre nicht klappt mit dem Verlag. Sondern beharrlich sein Ziel zu verfolgen und zu schreiben, schreiben, schreiben. Seine Manuskripte in Schreibforen oder Schreibgruppen begutachten zu lassen, liegenzulassen, wieder neu anzugucken, zu überarbeiten und dann an Verlage, Agenturen, Wettbewerbe zu schicken. Sich mit anderen Autoren auszutauschen und zu überdenken, was sie sagen. Offen zu sein für andere Meinungen. Nichts übers Knie zu brechen.
Ich musste auch über vierzig werden, bevor ich mein erstes Kinderbuch veröffentlicht habe.

Gibt es sonst noch etwas, das du einmal loswerden möchtest? - Zum Beispiel bei deinen Lesern bedanken ;-)

Ja, ich möchte mich wirklich bei meinen Lesern bedanken, von denen so viel zu mir zurückkommt! Soviel Begeisterung und Enthusiasmus - der beste Ansporn für weitere Bücher! Ohne meine Leser wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin. Vielen, vielen Dank, ihr Lieben!

Danke, liebe Alice, dass Du Dir Zeit für dieses wirklich sehr informative Interview genommen hast.

 

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